Eric Clapton
Die E-Gitarre wurde schon regelmäßig totgesagt, nur um danach ein umso strahlenderes Comeback zu feiern. Das Instrument steht nicht nur für den Sound des Rock, sondern symbolisch für praktisch die gesamte Entwicklung der modernen populären Musik. Es war Jimi Hendrix der die Gitarre endgültig revolutionierte und "elektrifizierte", aber auch sein Durchbruch wäre unmöglich gewesen ohne einen schüchternen Teenager aus Surrey, der Mitte der 60er praktisch im Alleingang die Fundamente für alles Folgende setzte.
Clapton entwickelte zuerst bei den Yardbirds und dann bei John Mayall & The Bluesbreakers mit den einfachsten Mitteln den Sound der modernen E-Gitarre - ein dicker, lauter, singender, angezerrter Klang, den er erstmals gleichberechtigt neben dem Gesang einsetzte. Gleichzeitig war "Slowhand" der vielleicht beste und eleganteste Solist Englands, der traditionelle Blueslicks mit bislang unerhörter Virtuosität verband. Zusammen mit Cream, der ersten Supergroup des Rock, erweiterte er das musikalische Spektrum mit den Mitteln der Psychedelic und der Jazz-Improvisation. Doch Clapton wurde der Genie-Kult um seine Person bald zuviel. In der Folgezeit spielte er bei Bands wie Blind Faith oder Derek & The Dominos betont im Hintergrund. Auch seine frühen Solo-Alben sind Musterbeispiele für zwar großartiges aber betont zurückhaltendes Gitarrenspiel. So mancher Fan fühlte sich enttäuscht und Clapton stürzte zudem in einen wahren Strudel aus Drogen- und Alkoholproblemen.
Trotz durchwachsener Alben und teils katastrophaler Konzerte, blieb der legendäre Ruf Claptons bis in die 90er hinein aber unangetastet. Es bedurfte allerdings zwei grausamer Schicksalsschläge, um Clapton endgültig von seinem Selbstmord auf Raten abzubringen: Am 27. August 1990 stirbt sein Freund, der ebenfalls geniale Blues-Virtuose Stevie Ray Vaughan bei einem Hubschrauberabsturz. Und am 20. März 1991 stürzt sein kleiner Sohn Conor aus dem 53. Stock eines New Yorker Appartements. Der Schock öffnet Clapton die Augen und er lässt sich endlich erfolgreich gegen seine Süchte therapieren. Er gründet sogar ein eigenes Therapiezentrum auf Antigua, das er bis heute finanziert. Und auch sein Gitarrenspiel erreicht wieder die alte Intensität, vor allem weil er sich wieder zunehmend auf seine Blueswurzeln besinnt.
Heute muss Clapton niemandem mehr etwas beweisen. Und ob man ihn nun für den besten weißen Bluesgitarristen überhaupt, oder gar für den einflußreichsten E-Gitarrristen aller Zeiten hält, Clapton kann es gelassen sehen und Taten sprechen lassen. Oder besser Töne, denn sein Sound ist, war und bleibt absolut unverwechselbar - der Sound mit dem eine neue Zeit begann.
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