Coldplay
Die ziemlich einmalige Erfolgsgeschichte von Coldplay, die 1999 mit dem Album-Debüt "Parachutes" begann, hält bis heute an - obwohl die Band aus London nie in irgendein Britpop-Raster gepasst hat und auch sonst schwer zu fassen ist. Superstar-Allüren sind den Vier fremd (auch wenn Sänger Chris Martin mit Gwyneth Paltrow in den Hollywood-Hochadel eingeheiratet hat, aber auch die gilt als sympatisch "normal") und ihre Alben sind allesamt Musterbeispiele für ehrlichen und manchmal recht wagemutigen Anspruch.
Dass Coldplay nicht nur eine kommerziell erfolgreiche Band, sondern sogar ein Wirtschaftsfaktor sind, zeigen die Ereignisse um die Veröffentlichung ihres dritten Albums "X & Y" im Jahr 2005. Als Coldplay damals den Release um ein paar Monate verschoben, brachen prompt die Aktienkurse ihrer Plattenfirma ein! "X & Y" stellte auch gleichzeitig den Abschluss ihrer "Album-Trilogie" dar und danach brodelte natürlich die Gerüchteküche in welche neue Richtung es die Band nun treiben werde. Ständig wurden neue Produzenten ins Gespräch gebracht, wie zum Beispiel Timbaland (!), bis schließlich die Zusammenarbeit mit Brian Eno bestätigt wurde - und dieser Sound-Anarchist hat ja schon Acts wie U2 wieder mit frischen Ideen und Konzepten aufgepumpt.
Und so ist das neue Album "Viva La Vida Or Death And All His Friends" tatsächlich beides: Ein frischer Neubeginn, und gleichzeitig ebenso experimentell wie ausgeprägt persönlich. Coldplay hatten ja angekündigt "viel abstrakter und visueller" werden zu wollen und zelebrieren sie hier mit Meister Eno nicht nur eine neue stilistische Vielfalt sondern schwelgen auch in feinen, raffinierten Klang-Malereien. Das große Kunststück ist aber, dass alles trotzdem immer 100 prozentig wie Coldplay klingt, das Ganze ist Indie-Pop allerletzter Stand in dem die zahlreichen Retro-Anleihen trotzdem so modern wie irgendwas klingen. Ein ebenso ambitioniertes wie gelungenes Werk also, das der Band auf der Bühne allerdings so einiges abverlangen wird. Aber da haben Coldplay noch nie enttäuscht und hinter dem vermeintlichen Risiko, liegt auch ein erhöhter Reiz.
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