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Green Day

Was 1994 wie ein Knall aus dem Nichts rüberkam, hatte im Falle von Green Day durchaus eine Vorgeschichte. Drei Alben nämlich, die dem dann doch recht unerwarteten Mega-Erfolg "Dookie" vorausgegangen waren. Bis dahin waren Green Day zwar eine der fleißigeren Punk-Revival-Bands Kaliforniens gewesen, der es aber ein wenig an eigenem Profil gemangelt hatte. "Dookie" änderte alles mit einem vielleicht gar nicht geplantem Doppeltrick: Die Gitarren wurden härter, die Melodien aber unwiderstehlich poppig! Weshalb sich die Punk-Puristen augenblicklich und für immer abwandten, der Crossover-Effekt allerdings unglaublich war! Sagenhafte 11 Millionen Mal verkaufte sich das Album und mogelte den Punk-Spirit wieder ins Zentrum des Mainstreams.

Und wie das mit dem unerwartet plötzlichen Erfolg manchmal so ist, hätte er Green Day beinahe das Genick gebrochen. Denn die Folgealben "Insomniac", "nimrod." und "Warning" verkauften sich zwar immer noch wie geschnitten Brot, blieben aber doch kommerziell und auch künstlerisch immer im Schatten des 94er Überalbums. Zudem war sich die Band offenbar selbst uneinig über die weitere stilistische Ausrichtung zwischen Punk, Rock und sogar akustischem Songwriting, so dass vor allem "Warning" seltsam kompromißbehaftet und ziellos klang. 2000 kommt es zum großen Bruch innerhalb von Green Day und vor allem Sänger und Gitarrist Billy Armstrong denkt ernsthaft an den Ausstieg. Zeit für eine kleine Pause zur Neuorientierung.

Und die war 2004 abgeschlossen und mündete in dem "American Idiot"-Album, das eine wieder geschlossene Band mit neuem Ansatz präsentierte. "American Idiot" war ein ungemein ambitioniertes Konzeptalbum, das eher vom klassischen Rock der Who als vom klassischen, englischen Punk beeinflußt schien. Gleichzeitig hatten die Texte (allen voran der Titelsong) wieder den alten Biss und vor allem schienen Green Day wieder selbst an das zu glauben, was sie da vortrugen. "American Idiot" übertraf sogar noch den Erfolg von "Dookie" und darf als eines der wichtigsten Alben des noch jungen Jahrtausends gelten. Und wieder schafften Green Day einen ungewöhnlichen Spagat: Sie mutierten zur international erfolgreichen Stadionband bei gleichzeitiger völliger Glaubwürdigkeit. Ein Status, den sie nicht wie früher mit einem mittelmäßigen Album gleich wieder verspielen mochten, deswegen war die Pause bis zum nächsten Album diesmal mit Bedacht gewählt.

Und das heißt "21st Century Breakdown" und führt den Ansatz von "American Idiot" konsequent weiter. Mindestens genauso ambitioniert ist es in drei "Akte" aufgeteilt, nämlich "Heroes And Cons", "Charlatans And Saints" und "Horses And Handgrenades" und widmet sich nichts geringerem als der Dualität des menschlichen Seins. Dass dabei aber großartige Songs und ungezügelte Energie nicht zu kurz kommen, ist inzwischen Ehrensache. Green Day haben eine Weile gebraucht, um wirklich zu sich selbst zu finden und sich dabei von ihren Punk-Wurzeln hörbar entfernt. Aber dafür haben sie sich zu einer der besten Rockbands des bekannten Universums entwickelt und nicht einmal die Hardcorepunk-Fraktion kann ihnen ihre Integrität absprechen. Schon gar nicht was ihre Live-Präsenz angeht, denn Green Day-Konzerte waren, sind und bleiben ein einziger, gut gelaunter Aufruhr.