Fettes Brot
Fettes Brot waren und sind der lebende Beweis dafür, dass es doch zu gehen scheint. Ja, sie überzeugen einen in einer Zeit, in der der glatte Aal im bösen Mainstream schwimmt, dass man sich eben nicht anpassen muss, um erfolgreich zu sein, dass man auch mit Wahrheiten ganz gut leben und künstlerisch überleben kann - und das Ganze höchst erfolgreich! Abgesehen von Jan Delay (der ja aber mittlerweile auch eher in funkigeren Gewässern fischt) und den ewig Fantastischen Vier hat wohl keine deutsche Musikformation (und zwar auch außerhalb der HipHop-Subkultur) so konstant Erfolg an Erfolg gereiht.
Und zwar mit dem eben richtigen Mix aus reinen Spaß-Songs, wie "Emmanuela", "Schwule Mädchen" oder dem Steve Miller Band-Cover "The Grosser" und dann den ernsten, nachdenklichen, mitunter auch politischen Songs. Schon früh setzten die Hamburger ihre Popularität ein, um gegen den unsäglichen Senator "Gnadenlos" Schill zu protestieren, später rappten sie medienwirksam (und mit einem großartigen Live-Mitschnitt, an dessen Ende alle Musiker kunstblutüberströmt auf der Bühne sitzen) gegen die Ignoranz im Alltag gegenüber dem Elend und Krieg in der Welt an. Erwachsen werden nennt man das gemeinhin, doch diesen Stempel wollen wir den Broten an dieser Stelle mal nicht aufdrücken, weil sie bei alledem nie ihre Verantwortung dem Spaß gegenüber vergessen.
Zu sehen und hören auch auf ihrer aktuellen Platte "Strom und Drang", in der sie unter anderem der Genaration "Oversexed And Underfucked" zur Seite springen. Aber nicht langweilend-zeigefingerhebend, eher ironisch-zeigefingerdeutend: "Bettina! Pack deine Brüste ein!" Es gibt wohl Sachen, die man einfach nicht mehr sehen kann. Und demgegenüber Sachen, die man immer wieder sehen will. Fettes Brot gehören definitiv zur zweiten Kategorie!
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